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...see the world through my eyes and wander in my thoughts. Be curious, be challenged, be encouraged...be changed.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Uhrzeit

Ich möchte Momentaufnahmen von ganzen Tagen in Fotoalben lagern wie edle Weine in einem kühlen Keller. Ich möchte verzückende Augenblicke in tausend glückliche Stücke spalten um sie länger zu erhalten. Ich möchte die Zeit anhalten. Ich möchte aus flüchtig-sehnsüchtigen Gedanken mentale Monumente bauen; möchte Erlebnisse von Miniatur-Weltwunder-Grösse mit Ewigkeits-Zement untermauern. Ich möchte einzelne Erinnerungen ewig einfrieren und sie immer wieder auftauen um daraus neues zu kreieren und altes zu verdauen. Ich möchte die Zeit anhalten. Ich möchte Sekunden in Stunden und Tage ausdehnen und auskosten bis aus Kostengründen Uhrenmacher auf Minuten- und Stundenzeiger in Uhren verzichten, und Zeitungen immer nur noch von der selben Sekunde berichten. Ich möchte ganze Jahreszeiten und Zeitalter ohne Halt und ohne Umsteigen in einem Atemzug verbringen; möchte in Slow-Motion Zeitzonen durchdringen und durch schwarze Löcher in Zeitlöcher springen. Ich möchte das Jetzt in einem nie endenden Netz einfangen und es ein Leben lang bändigen um es für meine eigenen Zwecke einzuspannen. Ich möchte die Zeit zähmen; möchte demokratisch selbst meine Uhrzeit wählen. Ich möchte die Zeit anhalten...Ich kann sie nicht halten; weder mit den Armen eines Geliebten noch mit der Kraft eines Gebieters. Ich könnte sie in allen Farben der Melancholie bemalen und als Kunstwerk einrahmen, um sie dann an Sonntagen im Museum zu bestaunen; mich machtlos der Zeit ergeben, das Ableben des Moments bekanntgeben und mir selbst wundenleckend mein Beileid bekunden. Ich möchte die Zeit anhalten, aber ich kann sie prägen. In die alten Balken der Zeit meinen eigenen Namen einsägen und ich kann diesen Moment so leben, so gestalten dass es morgen einen Grund gibt...die Zeit anzuhalten